Armagnac

Armagnac ist ein traditionsreicher französischer Weinbrand, der im Südwesten Frankreichs – in der Region Gascogne – produziert wird. Er gilt als der älteste bekannte Weinbrand Frankreichs, der bereits im 14. Jahrhundert schriftlich erwähnt wurde, und ist damit historisch sogar älter als Cognac. Armagnac unterscheidet sich durch Herstellungsverfahren, Rebsorten und Aromaprofil deutlich von seinem berühmteren Verwandten aus dem Norden.

Herstellung von Armagnac

Die Produktion von Armagnac unterliegt der Appellation d’Origine Contrôlée (AOC) und ist in vielen Punkten gesetzlich geregelt. Die wichtigsten Schritte sind:

1. Ausgangsprodukt – Weißwein:

Verwendet werden hauptsächlich Weißweine aus den Rebsorten Ugni Blanc, Folle Blanche, Colombard und Baco 22A. Der Wein ist sehr säurehaltig, hat einen niedrigen Alkoholgehalt und wird nicht geschwefelt, um die Destillation nicht zu beeinträchtigen.

2. Einfache kontinuierliche Destillation:

Im Gegensatz zum Cognac wird Armagnac traditionell einfach und kontinuierlich in einer sogenannten Armagnacais-Destille gebrannt. Dieses spezielle Brennverfahren erzeugt ein besonders aromareiches Destillat mit einem niedrigeren Alkoholgehalt (ca. 52–60 % Vol.) als Cognac. Es gibt aber auch Hersteller, die – meist für Jahrgangsarmagnacs – eine doppelte Pot-Still-Destillation verwenden.

3. Reifung:

Der frische „Eau-de-vie“ wird in Fässern aus Gascon-Eiche gelagert. Diese Eichenart ist poröser als Limousin-Eiche und gibt intensivere Tannine ab, was dem Armagnac ein kräftigeres Geschmacksprofil verleiht. Die Reifung dauert mindestens ein Jahr, häufig jedoch viele Jahre oder sogar Jahrzehnte.

4. Assemblage und Jahrgangsarmagnacs:

Anders als Cognac wird Armagnac häufig nicht gemischt, sondern als Jahrgangsbrand verkauft. Dennoch gibt es auch Assemblagen, bei denen mehrere Jahrgänge kombiniert werden. Die Kunst der Mischung liegt wie beim Cognac in der Hand des Kellermeisters.

5. Abfüllung:

Vor der Abfüllung wird Armagnac oft mit destilliertem Wasser auf Trinkstärke gebracht (ca. 40 % Vol.). Manchmal wird auch leicht gefärbt oder filtriert.

Qualitätsbezeichnungen

Wie beim Cognac bezieht sich die Altersangabe stets auf den jüngsten enthaltenen Bestandteil. Die wichtigsten Stufen sind:

  • VS (Very Special): mindestens 1 Jahr
  • VSOP (Very Superior Old Pale): mindestens 4 Jahre
  • XO (Extra Old): mindestens 10 Jahre
  • Hors d’Âge: mindestens 10 Jahre, meist jedoch deutlich älter
  • Millésime (Jahrgangsarmagnac): aus einem einzigen Erntejahr, Reifung auf dem Etikett angegeben

Regionen

Die geschützte Herkunftsbezeichnung „Armagnac“ ist in drei Subregionen unterteilt:

  • Bas-Armagnac: fruchtige und weiche Brände, gilt als die hochwertigste Region
  • Ténarèze: kräftiger, aromatischer Stil mit Potenzial zur langen Reifung
  • Haut-Armagnac: selten und weniger bedeutend in der heutigen Produktion

Bekannte Produzenten

Einige namhafte Häuser, die für qualitativ hochwertigen Armagnac stehen:

  • Château de Laubade
  • Dartigalongue
  • Delord
  • L’Encantada
  • Janneau

Viele dieser Produzenten füllen ihre Armagnacs als Jahrgangsbrände ab – eine Besonderheit, die ihn von Cognac unterscheidet.

Geschmack und Genuss

Armagnac überzeugt mit kraftvollen, vielschichtigen Aromen – von Trockenfrüchten über Vanille und Gewürze bis hin zu floralen und erdigen Noten. Aufgrund der aromatischen Vielfalt eignet er sich ideal zum pur genießen, wird aber auch in Cocktails oder als Digestif verwendet.